NS-Raubkunst im Besitz der Stadt? Goetsch: „Herkunft städtischer Kunstwerke klären“

(PP-Justiz) Heute will die Bürgerschaft fraktionsübergreifend einen Antrag zur Verbesserung der Provenienzforschung in Hamburg beschließen. Eine Anfrage der Grünen hatte aufgedeckt, dass bei mehr als 90 Prozent der Kunstwerke im Besitz der Stadt die Herkunft nicht lückenlos geklärt ist. Über 10.000 dieser Kunstwerke könnten vom Datum der Anschaffung her NS-Raubkunst sein.
 
Der interfraktionelle Antrag zielt darauf ab, die wissenschaftliche Vernetzung der Provenienzforschung über eine (inter-)nationale Datenbank zu stärken. Dadurch könnten die Herkunftsrecherchen auch für die Hamburger Museen wesentlich erleichtert werden. Außerdem sollen zusätzliche Mittel von der Bundesregierung für die Hamburger Museumsstiftungen eingeworben werden, um die Hamburger Provenienzforschung personell zu verstärken.
 
Christa Goetsch, kulturpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion, erklärt dazu: „Die NS-Beutekunst steht für einen der größten Kunstraube der Menschheitsgeschichte. Es ist eine moralische Verpflichtung der Stadt, NS-Raubkunst im eigenen Besitz ausfindig zu machen und sich mit den ursprünglichen Eigentümern oder deren Nachkommen auf Entschädigung oder Rückgabe zu einigen. Die Zahlen über den Stand der Provenienzforschung in den Hamburger Museumsstiftungen sind erschreckend. Bei neun von zehn Kunstwerken gibt es Lücken in der Herkunftsgeschichte. Auch wenn die Recherchen aufwendig sind und in den letzten Jahren ausgeweitet wurden – die Stadt muss ihre Verantwortung für die Kunstwerke stärker als bisher wahrnehmen. Dazu wollen wir die wissenschaftliche Zusammenarbeit in ganz Deutschland über eine (inter-)nationale Datenbank stärken und zusätzliche Mittel für die Herkunftsrecherche einwerben.”
 
Hintergrund
Die Grünen hatten Anfang dieses Jahres mit einer Großen Anfrage aufgedeckt, dass die Herkunft von über 90 Prozent der Museumsbestände nicht lückenlos erforscht ist. Für über 10.000 Kunst- und Kulturgüter, die potenziell NS-Raubkunst sein könnten, kann die Stadt bis heute nicht genau sagen, woher diese stammen. Hamburgweit gibt es derzeit lediglich zweieinhalb Personalstellen für die Herkunftsforschung.
 
*** Jan Dube – Pressesprecher ***
Bündnis 90 / Die Grünen
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