(PP-Justiz) Wir befinden uns im Jahre 2014. Ganz Nordrhein-Westfalen weilt in den Sommerferien… Ganz Nordrhein-Westfalen? Nein! In einem kleinen Dorf in der Eifel wird bereits wieder eifrig gelernt: 98 Anwärterinnen und Anwärter begannen am Montag in Bad Münstereifel das Studium der Rechtspflege, 4 weitere Mitstudierende stoßen in wenigen Tagen hinzu. 37 von ihnen kommen aus dem Bezirk des Oberlandesgerichts Düsseldorf, 47 aus dem Hammer Bezirk und 14 aus Köln.
Für die Nachwuchsjuristen stehen nun drei Jahre “juristisches Laufen lernen” auf dem Programm. Doch die Mühe soll sich lohnen: Nach erfolgreicher Examensprüfung erwarten sie vielfältige Aufgaben bei den Gerichten und Staatsanwaltschaften, wie z.B. in Betreuungs-, Zwangsversteigerungs- oder Nachlassverfahren. Dabei sind Rechtspflegerinnen und Rechtspfleger ebenso sachlich unabhängig wie Richterinnen und Richter, d. h. nur an Recht und Gesetz gebunden und keinen Weisungen unterworfen.
Da das Studium der Rechtspflege ein “duales” ist, wechseln sich fachwissenschaftliche Studienabschnitte an der Fachhochschule und Praxisabschnitte bei Gerichten und Staatsanwaltschaften ab. So kann Erlerntes gleich in der Praxis angewendet werden und so manches, was einem in der Theorie “trocken” vorkommt, sieht plötzlich angewendet gleich viel interessanter aus. Begonnen wird mit einem elfmonatigen Theorieteil, darauf folgen die ersten sieben Monate Praxis.
Zurück in die Eifel: Schon der erste Tag an der Fachhochschule hat einen Ausblick auf das geboten, was die Studierenden in den nächsten Monaten erwartet: Neben vielen neuen Dingen, die es sich schon am ersten Tag zu merken gilt, kommt auch der gesellige Teil des Studienlebens nicht zu kurz.
Als erstes hieß es am Montag erst einmal “Zimmer beziehen”. Denn die Studierenden können während der fachwissenschaftlichen Studienabschnitte in den Unterkünften der Fachhochschule wohnen. Dies ist natürlich freiwillig, doch die meisten nehmen das Angebot gerne an. Dies liegt zum einen natürlich an der meist zeitaufwendigen Anreise: Da einige der Studierenden von der “anderen” Seite Nordrhein-Westfalens kommen oder sogar auch aus Niedersachen, wäre dies gar nicht machbar. So gibt es nur die typischen “Reisetage” vor und nach dem Wochenende. Aber es ist gleichzeitig auch sehr komfortabel: Die regelmäßig renovierten Zimmer sind komplett eingerichtet und es gibt auf jedem Flur eine gemütliche Teeküche. Daneben steht eine gute Küche in den zwei Mensen der Fachhochschule bereit – Unterkunft und Verpflegung können zusammen für einen sehr geringen monatlichen Geldbetrag (i.d.R. 125,- Euro) in Anspruch genommen werden.
Am Nachmittag stand dann die Begrüßungsveranstaltung durch den Direktor der Fachhochschule, Dr. Benjamin Limbach, auf dem Programm. Auch für ihn ist es das “erste Semester”, denn er leitet erst seit Anfang Juli die Fachhochschule. “Nun gibt es 2014 schon das zweite wichtige Ereignis – neben dem Gewinn der Weltmeisterschaft” freut er sich auf das kommende Studienjahr. “Sie haben hier ideale Bedingungen zum Lernen”, ist er überzeugt. Und das aus vielerlei Gründen: Da ist neben der schon erwähnten Versorgung und Unterbringung auch der Status als Beamtin/Beamter auf Widerruf zu nennen. Dies bedeutet gleichzeitig auch, dass die Studierende bereits jetzt ein Gehalt bekommen, nämlich monatliche Anwärterbezügen in Höhe von knapp 1.100,- Euro. Im Gegensatz zu den Studierenden an der Universität, die z.T. auf Bafög oder eine Nebentätigkeit angewiesen sind, ein enormer Vorteil. Zudem findet das Lernen nicht in überfüllten Hörsälen, sondern in übersichtlichen Studiengruppen mit rund 20 Studierenden statt.
Dafür wird aber auch so einiges erwartet, denn das Studium ist anspruchsvoll: Auf dem Stundenplan stehen 30 Wochenstunden bei Anwesenheitspflicht (im ersten Jahr Allgemeines Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht, Handels- und Registerrecht, Nachlassrecht, Öffentliches Dienstrecht, Kostenrecht, Familienrecht und Grundbuchrecht). Abgefragt wird das Wissen allein in Studium I in 13 Klausuren, einem Referat und einer mündlichen Prüfung. Dafür, so betonte Herr Dr. Limbach, ist es wichtig, von Anfang an mitzuarbeiten sowie den Lernstoff regelmäßig zu wiederholen. Auch Elfriede Walter, Dozentin und stellvertretende Sprecherin des Fachbereichs Rechtspflege, ist sich sicher: “Irgendwann werden Sie an der Supermarkt-Kasse stehen und nicht einfach bezahlen, sondern sich überlegen, welche Rechtsgeschäfte Sie gerade tätigen”.
Aber auch die andere Seite des Studierendenlebens kommt in der Eifel nicht zu kurz, nämlich das Feiern und das gesellige Miteinander. Und genau damit endete auch der erste Tag: Studium II, gerade einen Monat aus der ersten Praxiszeit zurück, lud zu einem zünftigen Grillabend auf der Terrasse der Fachhochschule ein. Bei Grillwurst und einem Glas Eifler Bier war die Aufregung des ersten Tages schnell vergessen und erste Kontakte zu den Studienkolleginnen und -kollegen geknüpft.
Der Grillabend stellt damit nur den Auftakt für eine Reihe weiterer “Pflichtveranstaltungen” in der Eifel dar: Es folgt das Sportfest, eine Weinfahrt, der Besuch des Weihnachtsmarktes und die legendären Karnevalpartys. Daneben stehen auch viele Sportangebote auf dem Programm: Von Fußball über Volleyball und Zumba bis hin zur Schach-AG ist für jeden etwas dabei.
Viele gute Gründe also, sich für den spannenden Beruf der Rechtspflegerin bzw. des Rechtspflegers zu entscheiden. Der nächste Einstellungstermin ist der 01.08.2015. Und wer vorher noch mehr wissen will, für den bietet das Internet viele weitere Informationen, wie z.B. ein Portrait des Berufes oder ein kurzer Film.
Quelle: justiz.nrw.de